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Windkraftanlagen, betriebswirtschaftliche Analyse
Die Offenlegung einer umfassenden, transparenten und vollständigen wirtschaftlichen Betrachtung ist Pflicht des Projektentwicklers. Dessen finanzielles Interesse sind sich drehende Windräder im Stadtwald. Die Ettlinger Bürger haben ein Recht darauf, Einblick in die Planungen, die Kalkulationen, die Business-Pläne zu bekommen, bevor über das Vorhaben entschieden wird. Es ist der Wald der Ettlinger, es geht um Geld der Stadt, der Stadtwerke, also das Geld der Bürger. Zudem verlieren deren Immobilien wegen umgebender Windräder 20 bis 35% ihres Verkehrswerts. Pachtzahlungen und -erlöse, garantierte Einspeisevergütung Die Pacht für einen Windrad-Standort beträgt derzeit in einem windhöffigen Gebiet um die 500.000 Euro pro Jahr. Das freut den Verpächter, in unserem Fall die Stadt Ettlingen. Daraus leiten sich allerdings Fragen ab: Ein Windrad mit 7 MW installierter Leistung liefert ca. 12 Mio. kWh pro Jahr. (1 kWh = 1 Kilowattstunde = Verbrauch von 1 Kilowatt, also 1.000 Watt, über die Dauer von 1 Stunde). Auf die produzierten kWh umgelegt machen die Pachtzahlungen um die 5 Cent pro kWh aus. Der Betreiber erhält 2025, auf 20 Jahre garantiert, 7,35 Cent pro kWh (Bundesnetzagentur). Es gibt eventuell, kleinteilig geregelt, Ausnahmen zu den Ausschreibungen und zu den garantierten Einspeisevergütungen für Pilotwindanlagen und für Bürgerenergiegesellschaften. Dem Betreiber wird die Differenz erstattet zwischen dem tatsächlichen Marktpreis - belastbarer Durchschnitt um die 5 Cent/kWh - und den garantierten 7,35 Cent/kWh. Wenn das Windrad jährlich 12 Mio. kWh liefert, beträgt diese Erstattung um die 280.000 Euro pro Jahr. Immerhin, seit 2025 gibt es keine Erstattungen bei negativen Strompreisen. Pacht und Erstattung betragen demnach ca. 8 Cent/kWh. Dabei sind die Kosten des Windrads, dessen Errichtung und seines Betriebs noch nicht berücksichtigt. Alle bekannten, erprobten und bewährten Kraftwerke speisen Strom für weniger als diese 8 Cent/kWh (zu Vollkosten gerechnet) ins Netz, und zwar dann, wenn er benötigt wird, nicht nur bei Wind, und zwar genau so viel, wie auch verbraucht wird. Es muss kein überschüssiger Strom ins Ausland verschenkt werden. Die Kosten eines Windrads werden im folgenden Abschnitt betrachtet. Betriebswirtschaftliche Analyse eines Windradprojekts Das Windrad der angedachten 7-MW-Klasse (Nabenhöhe 200 Meter) kostet ab Werk um die 10 Mio. Euro. Dazu kommen, neben Genehmigungen, Gutachten und Vorarbeiten noch weitere Kosten hinzu: die breiten, hoch belastbaren Wege im Wald, die Rodung von Waldflächen, die Aufstellung des Spezialkranes, der Transport der Windradkomponenten, besonders der Rotorflügel (die Transportkosten machen um die 10% der Errichtungskosten aus), die Einrichtung der Leitungen, Trafostationen, die Versicherungen, die Zinsen. Beim aktuellen Zinssatz kommen jährliche Zinszahlungen an die Geldgeber (Investoren, Banken) im hohen 6-stelligen Bereich hinzu. Mit welcher Renditeerwartung steigen Investoren in die Windkraftprojekte ein? Der Waldboden wird für die Aufnahme des Stahlbeton-Fundaments ausgekoffert (Volumen des Fundaments je nach Windradgröße und Bodenbeschaffenheit um die 4.000 Kubikmeter Stahlbeton). Das Fundament, der Mast kosten einen zweistelligen Euro-Millionebetrag. Unmengen Beton werden benötigt, wobei die Betonherstellung sehr viel CO² freisetzt. Der Projektentwickler wird, eine Schätzung, um die 10% oder mehr des Projektbudgets für seine Tätigkeit erlösen wollen. Ist das Windrad errichtet, kommt dessen Betreiber ins Spiel. Im Normalfall handelt es sich um eine eigens gegründete Betreibergesellschaft mit geringer Eigenkapitalausstattung, um im Konkursfall das Vermögen der Eigentümer, die Windkraftanlage mit Zubehör, zu schützen. Der Betrieb umfaßt Personalkosten, Wartung und Instandhaltung, Mietzahlungen an die Windrad-Eigentümer (wie hoch?), Versicherungen, Steuern, Abschreibungen u.v.m. Im Pannenfall muss eventuell der teure Spezialkran wieder eingesetzt werden. Wem gehört dann dieses Windrad? Die Stadt Ettlingen oder die Ettlinger Stadtwerke können Finanzmittel in dieser Höhe nicht aufbringen. Ebensowenig können sie die mit dem Projekt verbundenen finanziellen Risiken tragen. Also werden andere Akteure (Investoren, z.B. Energieversorgungsunternehmen, Genossenschaften etc.) bestimmen, was im Ettlinger Welt geschieht, welche Rückstellungen gebildet werden, wie die Windräder betrieben werden, z.B. welche Wartungsstrategien gewählt werden. Ettlingen und die Ettlinger werden dann Zuschauer sein und können betrachten, was im Ettlinger Wald geschieht, falls das Betreten des städtischen Waldes nicht untersagt wird, z.B. bei Sturm oder bei Vereisung der Rotorflügel oder prinzipiell. Diese Angaben sind zum Teil Schätzungen. Die vorhandenen Daten und Erfahrungswerte von über 30.000 bereits existierenden Windrädern in Deutschland liegen der Windkraftlobby vor, sie werden aber nur selten bis überhaupt nicht veröffentlicht. Die Recherchen sind mühsam und aufwendig. Die Informationen werden den Bürgern vorenthalten, auch deren Vertretern im Gemeinderat, die über die Zukunft des Stadtwalds entscheiden. Die Ettlinger müssen zudem die beschriebenen Beeinträchtigungen und Risiken ertragen, sie sind darüber hinaus als Stromkunden und Steuer- wie als Abgabenzahler die Zahlmeister. Risikofaktor Rückbau und Renaturierung Ein weiteres Risiko wird häufig nicht erwähnt oder absichtlich kleingeredet: der Rückbau des Windrads. Nach 20 Jahren endet die garantierte Einspeisevergütung. Es ist zu erwarten, dass der Betrieb der Windräder ab dann unrentabel ist. Zudem sind die Anlagen auf eine technische Lebensdauer von 25 Jahren ausgelegt und nach langjährigem Betrieb gealtert. Die Anlage - Windrad einschließlich des Stahlbeton-Fundaments, der Waldwege, Leitungen - ist zurück zu bauen, aus dem Wald zu entfernen. Dazu wird wieder der Kran benötigt. Die Grube des Fundaments ist mit Waldboden zu befüllen, die Windradkomponenten werden recycled oder entsorgt. Dieser Rückbau und die Renaturierung sind aufwendig und liegt im Millionenbereich. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Betreiber kurz vor Ende der Nutzugsdauer Konkurs anmeldet. Dann fällt die Pflicht des Rückbaus und der Renaturierung an den Verpächter, er ist Zustandsstörer. Er muss den ursprünglichen Zustand vor Beginn des Windkraftprojekts wieder herstellen. In Ettlingen würde die Stadt zum Zustandsstörer. Leidtragende wären die Ettlinger Bürger, wenn die Stadt Millionenbeträge für die Renaturierung aufwenden müsste. Diese Finanzmittel stünden dann für andere, für die originären Aufgaben der Stadt für ihre Bürger nicht zur Verfügung. Weitere Kostenrisiken Die Analysen zeigen, dass der Windkraftstrom, auf das einzelne Windrad bezogen, nicht günstig sein kann. Wird darüber hinaus das ganze System der Energieversorgung mit Erneuerbaren untersucht, mit Reservekraftwerken für Zeiten von Dunkelflauten, neuen Stromtrassen etc. wird die Stromversorgung Deutschlands noch teurer. Dass der Strompreis sinkt, ist nicht zu erwarten. Denn für die Nutzung der Windräder werden Reserve-Kraftwerke benötigt, die in der Lage sind, bei Windstille und fehlender Sonneneinstrahlung die erneuerbaren Energiequellen zu ersetzen. Oder es wird teurer Strom aus dem Ausland importiert. Großspeicher könnten eine Lösung sein oder zumindest das Problem entschärfen, doch diese Speicher müssten noch erstellt werden und sind derzeit unbezahlbar. Für hohe Strompreise sorgt das merit-order-System. Der preiswerteste Stromanbieter darf zuerst einspeisen, dann der nächst teure usw., bis die Stromnachfrage gedeckt ist. Der Strompreis des letzten, also des teuersten Anbieters, gilt dann für alle Anbieter. Für die günstigen Anbieter ist das ausgesprochen gewinnbringend. Mitte Dezember 2024 ist aufgrund dieses Verfahrens der Strompreis explodiert, die Stomlieferanten haben sich gefreut. Seltsamerweise haben einige bereitstehende deutsche Kraftwerke keinen Strom geliefert, was den Preis und den Gewinn der Stromproduzenten in ungeahnte Höhen getrieben hat. Die Angebotslücke wurde von Norwegen und Schweden geschlossen, was auch dort den Strom stark verteuert und die Beziehungen dieser Länder zu Deutschland belastet hat. Sobald die Stromleitung SüdLink den günstigen Strom aus Norddeutschland in den Süden liefern kann, könnte es wegen des merit-order-Verfahrens dazu kommen, dass norddeutscher Strom in Süddeutschland verbraucht wird und die hiesigen Windräder nicht benötigt werden. Der bilanzielle (rechnerische) Erneuerbaren-Anteil an der Stromversorgung Die Nachrichten über den Anteil der Erneuerbaren an der gesamten Strommenge sind mit Vorsicht zu betrachten. Die Windkraftanlagen liefern Strom. Der wird gemessen und ins Verhältnis zum Gesamtverbrauch gesetzt. Aber: der Windstrom ist wetterabhängig, der Stromverbrauch von Haushalten und Industrie nicht. Wird bei passendem Wetter zu viel Windstrom erzeugt, wird der überschüssige Strom ins Ausland verschenkt. Bei unpassendem Wetter - Dunkelflaute - wird teurer Strom importiert. Dies geht aus der bilanziellen Betrachtung des Anteils der Erneuerbaren am gesamten Stromverbrauch nicht hervor. Der Import- und Exportvorgang verteuert den Strom. Die bilanzielle Betrachtung täuscht den Bürgern eine bessere, aber keineswegs realistische Stromversorgungslage vor. Ebenfalls eine gedankliche Herausforderung ist der häufige Hinweis, das Windrad xy würde x-tausend Haushalte mit Strom versorgen. Rechnerisch stimmt das, im realen Leben aber nur dann, wenn die Haushalte damit leben können, dass die Stromversorgung nicht verläßlich ist und immer mal ausfällt, wenn Dunkelflaute herrscht. Neben der Dunkelflaute - kein Strom aus Wind und Sonne, zu geringe Kapazitäten der Ersatzkraftwerke, drohender Blackout - existiert auch ein gegenteiliges Problemszenario, das bislang verschwiegen wird. Wenn Wind weht und die Sonne scheint, der Stromverbrauch aber aufgrund von angenehmen Temperaturen und arbeitsfreien Feiertagen niedrig ist, gibt es kaum Lösungen für den überschüssigen Strom. Die Erneuerbaren lassen sich nur zum Teil abschalten oder heruntergeregeln. Auch kann nur ein Teil des überschüssigen Stroms exportiert werden, denn die Kapazitäten der grenzüberschreitenden Leitungen sind begrenzt. Das Netz kann kollabieren. Die Wahrscheinlichkeit des Eintritts dieses Risikos nimmt mit jeden zusätzlichen Windrad zu. |